Nikolaus von Bismarck

Nikolaus v. BismarckNikolaus (Klaus) von Bismarck (* 1307 in Stendal; † 28. August 1377 in Burgstall) war ein Stendaler Patrizier, Großkaufmann und Ratsherr.

Das älteste urkundlich nachgewiesene Wappen des »schlossgesessenen-ritterlichen« Geschlechts wurde von Nikolaus I. (Klaus) von Bismarck geführt. Neben dem Reichskanzler Otto von Bismarck ist dieser Bismarck aus dem 14. Jahrhundert (1307 – 1377) wohl der bedeutendste Vertreter des Geschlechts gewesen. In seine Zeit fällt die Belehnung mit Döbbelin am 8. März 1344.

Dies ist der älteste Besitz des Geschlechts und – was noch wichtiger werden sollte – ein Jahr später, 1345, wurde die Familie mit dem südlich von Stendal gelegenen Schloss Burgstall belehnt, zu dem ein umfangreicher Besitz an Ackerland und Forsten zählte. Klaus von Bismarck hat die Politik seiner Heimat entscheidend mitgeprägt, zuerst in Stendal, dann als Kanzler der Mark Brandenburg und schließlich als Stiftshauptmann des Erzstiftes Magdeburg. Die preußischen Historiker des ausgehenden 19. Jahrhunderts fanden seine Persönlichkeit so wichtig, dass sie ihn in die ehemalige Berliner Siegesallee mit aufgenommen haben, als Nebenfigur zum zentralen Standbild Kaiser Karls IV. (1316 – 1378). Heute steht die Figur mit vielen anderen (ausrangiert) in der Ausstellung der Zitadelle Spandau in Berlin.

Rudolf von Bismarck, im Streit mit der Kirche an vorderster Front, starb 1340 als Exkommunizierter. Der Rat bestellte daraufhin seinen Sohn Nikolaus I. (Klaus) von Bismarck (1307 – 1377) zum Nachfolger. Damit betritt der neben dem Reichskanzler wohl bedeutendste Bismarck die politische Bühne. Der Bismarck-Biograf Ernst Engelberg charakterisierte ihn als einen für seine Zeit überaus wendigen Geldmann und Diplomaten. »Durch wohldosierte Opfer und Zugeständnisse mehrte er seinen Wohlstand und Einfluss. Er verstand es mehr als jeder andere im Stadtrat Stendals, im Streit um feudale Herrschaftsrechte Geschäft und Politik miteinander zu verquicken. «Doch bevor wir auf das Wirken Klaus von Bismarcks eingehen – einige Worte zu seiner Zeit. Das 14. Jahrhundert ist eine Zeit großer Wirren und gesellschaftlicher Umbrüche. Die Kirche kämpft mit den weltlichen Mächten um die Vorherrschaft. Im Westen des Kontinents kommt es zu Aufständen der Bauern, die sich gegen die Grundherrschaft auflehnen. Zugleich überschwemmt die große Pest, vom Schwarzen Meer und Italien kommend, Europa. Auch die Altmark bleibt davon nicht verschont. Die Menschen sind religiös erregt. Endzeitstimmung macht sich breit. Geißler und Flagellanten schüren Ängste, die von den Menschen nur zu begierig aufgenommen werden. Es kommt zu Ausschreitungen. Besonders die Juden sind das Ziel der Aggressionen. »Es war eine böse Welt«, kennzeichnet Johan Huizinga in seinem berühmten Werk »Herbst des Mittelalters« die Stimmung. »Das Feuer des Hasses lodert hoch empor, das Unrecht ist mächtig«, die Menschheit erwarte »das Ende aller Dinge«.

Besonders wirre Verhältnisse herrschten in der Altmark. 1319 war der letzte Askanier Woldemar gestorben. Seine Nachbarn versuchten, aus der nun ständig wachsenden Rechtlosigkeit und politischen Unsicherheit Kapital zu schlagen. König Ludwig der Bayer, bald auch Deutscher Kaiser, hatte Brandenburg 1323 zum erledigten Reichslehen erklärt und die Herrschaft dort seinem siebenjährigen Sohn Ludwig übertragen. Nur schwer vermochte dieser, anfangs noch unter Vormundschaft stehend, Fuß zu fassen. In der Altmark beispielsweise hatte er mit Herzog Otto von Braunschweig und dem Erzbischof von Magdeburg besonders mächtige Gegner. Rudolf von Bismarck musste als Beauftragter des Stadtrats zwischen den Parteien lavieren. Sein Sohn Klaus erwies sich erfolgreicher. Schon bald nach dem Tode des Vaters setzte er auf den jungen Markgrafen und versorgte diesen mit reichlich Geld im Kampf gegen Otto von Braunschweig.